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Øvre-Dividal-Nationalpark Teil 2

  • von AnNa
  • 27 Sept., 2019

Schon um 7 Uhr waren wir auf den Wanderweg.
Die Nacht hatte es gefroren und überall glitzerte es durch das Sonnenlicht. :) Unsere Schuhe sind leider nicht ganz trocken geworden, aber das war nicht so schlimm. Als wir den ersten steilen Anstieg hinter uns hatten und auf das Plato kamen, genossen wir bei einem zweiten kurzen Frühstück die Aussicht. Es war einfach nur traumhaft schön.

Während wir dabei waren unseren Weg weiter zu folgen sahen wir in einer Senke ein kleines grünes Zelt und den Sommer-Polka. :D
Yuri war auch schon auf und machte sich sein Frühstück. Wir verabredeten uns mehr oder weniger auf dem Wanderweg, denn Yuri würde uns bestimmt noch einholen.
Unser Weg ging weiter am Hang entlang, über den ein oder anderen Steinigen Abschnitt. Nach einem weiteren Anstieg machten wir wieder eine kleine Pause bevor es wieder Berg ab ging. Wir konnten von oben schon den Fluss erkenne, worüber wir mussten.
In diesem Moment holten uns auch Gunner und Kristoffer ein. Sie blieben kurz bei uns stehen und wir unterhielten uns kurz. Gunner war immer noch sprachlos und fassungslos, dass wir diese lange Tour machen. Besonders mich hält er für ziemlich verrückt, dass ich trotz meiner Einschränkung mich auf diese Tour wage. Ein lächeln huschte uns über unser Gesicht und bestärkte uns nur.

Am Fluss angekommen suchten wir nach einer geeigneten Stelle um diesen ohne die Schuhe ausziehen zu müssen passieren zu können. Da fiel es uns wieder ein, Sarah hatte uns auf der Karte eine Stelle gezeigt wo wir problemlos den Fluss passieren könnten.

Problemlos …..

Während Andreas ziemlich schnell auf der anderen Seite war, fiel es mir schwer sich von Stein zu Stein vor zu arbeiten. Teilweise waren die Steine ziemlich rutschig oder rollten Weg. Andreas machte bereits ein paar Fotos um unter anderem diesen Moment festzuhalten. Schließlich packte er die Kamera weg und kam zurück zu mir um mir meinen Rucksack abzunehmen.

Die Idee war super die Umsetzung allerdings nass. Denn es dauerte keine Minute als sich Andreas auf den Weg zu mir machte und ich schon im Wasser lag. ….
Während Andreas zu mir eilte und hoffte, dass nichts passiert ist, hatte ich nur 2 Gedanken im Kopf:

1. Hoffentlich haben das Gunner, Kristoffer und Yuri (der mittlerweile auch am Fluss angekommen ist) nicht gesehen. :D

2. Schnell aus dem Wasser raus und auf ein Stein wieder halt finden

Andreas schüttelte nur den Kopf, er hat es schon vorhergesehen, dass ich im Wasser lande. Bis auf nasse Unterarme und einem nassen Bein ist zum Glück nichts passiert. Auf der anderen Seite setzte ich mich erst einmal und aß Schokolade für die Nerven.
Und die drei anderen ?! Die haben meine kleine Wasserprobe nicht gesehen. (zum Glück :D)

Da die Sonne schien und es windig war, musste ich mich nicht umziehen und konnte so trocknen. Also machten wir uns nach der kurzen Schokoladenpause weiter auf den Weg. Yuri begleitete uns noch ein kleines Stück bevor er wieder vorging. Aber auch hier war es noch kein Abschied für immer….

Noch am Horizont sahen wir Yuri mit seiner Neonjacke bis er hinter der nächstem Hügel verschwand. An einem kleinen See machten wir noch einmal eine kurze Pause, irgendwie wurden die Rucksäcke gefühlt immer schwerer.
Wir sind gerade erst wieder los gekommen, als wir eine Entdeckung machten, die für eine Person nichts gutes bedeutete…
Auf dem Wanderweg lag ein großer schwerer grüner Packsack – so einen Packsack hatte wir auch bei Yuri schon gesehen. Wir ahnten nichts gutes und öffneten den Packsack und uns wurde leicht unwohl zu Mute. Tatsächlich war es Yuris Packsack, denn sein komplettes Essen war in diesem Sack drin… Was sollten wir nun tun ? Den Sack einfach liegen lassen oder mitnehmen, was zusätzliches Gewicht bedeutete. Der Packsack wog bestimmt 2-3 Kilogramm. Wir entschieden uns den Packsack mitzunehmen und schnallten ihn an einen von unseren Rucksäcken fest, mit der Hoffnung Yuri würde sein Unglück früh genug bemerken und zurück kommen.
Das zusätzliche Gewicht merkten wir ganz schön, irgendwie hatten wir das Gefühl, dass wir noch langsamer voran kamen. Der Wanderweg der bis dahin trocken gewesen ist, verwandelte sich nun in ein kleines Sumpfgebiet. Wir fluchten – auch weil es nach dem sumpfigen Part wieder steil hinauf ging.
Und noch immer hofften wir, dass Yuri schnell zurück kommen würde. Auf der anderen Seite malten wir uns schon aus, dass wenn wir Yuri nicht mehr sehen würden und er auch nicht zurück kommen würde am Abend eine Pancake-Party machen könnten. Die Zutaten hatten wir ja dafür. :D Aber das wäre nur gemein gewesen.

Oben auf dem nächsten Plato angekommen sahen wir einen Wanderer – Yuri war es allerdings nicht, sondern Gunner. Ein junger Wanderer, der durch Deutschland, Frankreich und Spanien wandern wollte. Wir kamen ins Gespräch und fragten ihn gleich, ob er einen Wanderer in einer Neonjacke und einem Sommer-Polka gesehen hätte und erzählten ihm gleich, dass wir dessen Packsack mit Essen gefunden haben.
Gunner hatte Yuri gesehen, allerdings nahm er uns die Hoffnung, das Yuri schon etwas bemerkt haben könnte, dass er etwas verloren haben könnte.Denn Yuri hatte Gunner wohl erzählte das er nicht auf der Daertahütte bleiben möchte und weiter gehen wollte. Dies waren Informationen, die wir gar nicht hören wollten. Andreas und ich entschieden uns Yuris Packsack mindestens bis zur Hütte mitzunehmen um diesen dann dort stehen zu lassen. Vielleicht kommt Yuri ja dann doch zurück. Nachdem wir uns von Gunner verabschiedet hatten gingen wir weiter und sahen zu unserer Freude etwas Neonfarbiges im Fjell auftauchen!! Yuri kam zurück.
Als wir aufeinander trafen, war ihm anzusehen, dass er irgendetwas suchte. Er war ganz bleich und schaute immer nach links und rechts. Wir ließen uns erst einmal nichts anmerken und fragten ihn ob er was suchen würde. Da erzählte er uns sein Missgeschick das sei ihm mit seinen ganzen 25 Jahren Outdoor-Erfahrung noch nie passiert. Lange zappeln lassen konnten wir Yuri nicht. Während Andreas ihm erzählte, dass wir seinen Packsack ca. 5 km vom jetzigen Standort gefunden haben drehte ich mich einfach nur um. Yuri viel auf die Knie, als er seinen Packsack mit dem Essen an meinen Rucksack sah. Er war sprachlos und den Tränen nahe. Er bedankte sich tausendmal.
Seine Erleichterung war ihm wirklich anzusehen.

Die restlichen Kilometer gingen wir zusammen zur Hütte, so langsam merkten wir auch, dass wir langsam an unsere Grenzen kamen. Besonders mir konnte man die lange Distanz schon ansehen, immer mehr Stehpausen musste ich machen. Kurzerhand hielt Yuri an und sagte Stopp!! Er könne sich das nicht mit länger ansehen, Da ich sein Packsack getragen habe möchte er gerne die letzten Kilometer mir etwas gutes tun und mich von etwas Gewicht entlasten. Kurzerhand packten wir etwas Inhalt aus meinem Rucksack und verstauten es auf dem Sommer-Polka. (Natürlich sicherten wir alles mit Karabiner ab, damit nichts verloren ging)
Es war eine große Erleichterung und ich kam mir vor, als ob ich die letzten Kilometer schweben würde. Nach ca. 12 Stunden kamen wir an unserem Ziel ziemlich geschafft aber glücklich an. Gunner, Kristoffer, Vivian und Eivind hatten sich schon leichte Sorgen gemacht. Als sie aber hörten was uns alles auf den Weg passiert ist und das wir noch einen Platten flicken mussten, waren sie beruhigt und erstaunt, dass wir dann noch weiter gegangen sind.

An diesem Abend machten wir nicht mehr viel: Abendessen kochen – Füße hoch – Entspannen.
Diese Nacht schliefen wir wie ein Stein….


Während wir gestern noch bei strahlenden Sonnenschein gewandert sind, war es heute ziemlich nebelig und die Wolken hingen tief. Die Nacht hatte es auch gefroren und eine leichte weiße Schicht war auf dem Boden zu sehen.

Für uns ging es heute auf ca. 1033 Höhenmeter, etwas mulmig wurde uns schon zu Mute, denn unser Berg lag komplett in Nebel. Die ersten Meter konnten wir noch problemlos hinter uns bringen. Je höher wir kamen umso schlechter wurde allerdings das Wetter : es schneite, regnete und war ziemlich windig. Der Untergrund wurde immer rutschiger. Es war Eiszeit.

Die Geröllfelder waren zum Teil mit Eis bedeckt, dass man richtig aufpassen musste wo man den nächsten Schritt hinsetzte. Die Sicht war auf nur wenige Meter begrenzt. Spaß machte es keinen und wir waren richtig froh, als wir uns den Abstieg näherten und zumindest der eisige Wind aufhörte.
Zusammen mit Yuri legten wir unsere erste lange Pause ein. Yuri spannte ein Segel, wo wir vor dem Schneeregen etwas Schutz fanden. Trotz des Schneeregens war Landschaftlich hier vom schlechten Wetter nichts zu sehen.
Die Rostahütte lag nur noch wenige Kilometer von uns entfernt, Yuri der eigentlich einen anderen Weg einschlagen wollte, entschied sich kurzer Hand mit zur Hütte zu kommen.
Der Gedanke sich aufwärmen zu können und die Sachen trocknen zu können motivierte uns die letzten Kilometer in Angriff zu nehmen. Die Hütte lag in einem schönen Tal und konnte von unserer Seite nur über eine Brücke erreicht werden.

Als wir die Hütte erreichten, waren von der Anzahl der Gebäuden etwas überfordert und wussten erst nicht in welches Gebäude wir wollten. Wir entschieden uns dann in die große Hütte zu gehen, wo wir in der Küche von 2 liegenden Rippa begrüßt wurden. Von dem Jäger war allerdings noch nichts zu sehen. Dieser kam erst gegen 20 Uhr in die Hütte.

Wir alle gingen gegen 21 Uhr ins Bett, das heutige Wetter lag uns ganz schön in den Knochen und wir waren froh uns einkuscheln zu können. Doch vorher viel der Blick noch einmal auf unsere Handys. Irgendwo auf dem Weg zur Hütte hatten wir wohl auch Empfang gehabt, denn wir hatten mehrere Nachrichten von unseren Lieben daheim bekommen, die uns glücklich machten. Danke :)


Nach der Rostahütte machten wir uns auf den Weg nach Kilpisjärvi mit einer zwischen Übernachtung in Schweden an der Pältsahütte und in Finnland. Der Weg zu der schwedischen Hütte war mit dem Vortag überhaupt nicht zu vergleichen. Die 19 Kilometer gingen durchs Tal ohne wirkliche Anstrengung und so konnten wir ganz entspannt die Natur genießen. Als wir an der Hütte angekommen sind war nur noch die Notfallhütte geöffnet. Und dort gab es sogar noch Gratis – Essen. Erbsensuppe und Ravioli aus der Dose. :D 


Der nächste Morgen begann mit etwas Graupelschauer und mehreren Höhenmetern, die wir überwinden mussten. Der Graupel hörte kurzzeitig auf, bevor er sich in Schnee umwandelte. Es wurde wieder frischer und bevor wir zum Drei-Länder-Eck abgestiegen sind machten wir mit Yuri noch eine Kaffeepause.

Und dann standen wir plötzlich am 3-Ländereck.
Wären die Holzbohlen nicht so rutschig gewesen, könnte man in weniger als 30 Sekunden gleich 3 Länder besuchen. Finnland – Norwegen – Schweden. (Dies haben wir aber gelassen, bevor wir uns bei dem Versuch irgendetwas brechen würden oder  ins Wasser plumpsen würden. Die Erfahrung mit ins Wasser plumpsen hatten wir ja schon gemacht :D)

Grenzstein vom 3-Ländereck

Uns trennten ab hier nur noch wenige Kilometer bis Kilpisjärvi wo wir einen Ruhetag einlegen wollten. Wir entschieden uns am nächsten Tag das Boot zu nehmen um dadurch einen weiteren halben Ruhetag ergattern zu können. :) Durch eine finnische Familie, die wir beim Abstieg getroffen haben wussten wir, dass das Boot am nächsten Tag fahren würde.

(Dies ist nämlich nicht selbstverständlich, denn wenn an der Anlegestelle in Kilpisjärvi nicht genug Leute stehen fährt das Boot nicht. Aber es sollte definitiv am nächsten Tag fahren, da die finnische Familie mit zwei kleinen Kindern unterwegs waren und extra bevor sie rüber gesetzt hatten nachgefragt hatten.)
Die Nacht verbrachten wir also in einer finnischen Hütte. Die finnischen Hütte sind alle kostenlos und ziemlich einfach eingerichtet. Oft ist es nur ein Raum, wo ein Tisch mit einer Bank drin steht, einem 2 Plattenkocher und einem erhöhten Bereich wo die Schlafunterlagen platz finden können, damit man darauf schlafen kann.

Als wir die Hütte betraten saß bereits ein finnisches Pärchen Aarno und Justyna am Tisch. Da wir zu diesen Zeitpunkt noch nicht wussten wie die finnischen Hütten aufgebaut sind fragten wir nach ob noch für 3-Personen platz ist. Sie nickten fröhlich. Wir kamen auch ziemlich schnell ins Gespräch und unterhielten uns lange mit den beiden.
Bevor wir uns zum schlafen legten, gab uns Aarno den Tipp kein Essen im Rucksack zu lassen sondern irgendwo hoch zu hängen. Denn als sie die Hütte am Vormittag erreicht hatten, waren Spuren von einer Maus zu sehen. Wir nahmen den Tipp an und hingen unser Essen in die Höhe.Die Maus blieb diese Nacht fern zumindest haben wir die Maus nicht war genommen. Justyna hatte die Maus wohl aber gehört gehabt. An unser Essen war die Maus aber nicht, es war noch alles da.

Wir blickten aus dem Fenster, es kamen ein paar Schneeflocken vom Himmel, die liegen blieben.
Ein bisschen machten wir uns Sorgen, ob es mit dem Schnee schlimmer werden würde. (Auch wenn es noch nicht viel war) Aarno erzählte uns, dass der Schnee dieses Jahr früher dran ist als letztes Jahr.

Am Bootsanleger nach Kilpisjärvi trafen wir die finnische Familie auch wieder. Wir unterhielten uns lange mit ihnen bevor wir aufs Boot konnten. Wir bewunderten die riesen Kamera, die der Familienvater bei sich hatte und es stellte sich heraus, dass er Fotograf ist. Er fragte uns ob er von uns ein Foto machen dürfte. Wir hatten nichts dagegen, Heikki gab uns noch seine Visitenkarte. Wir sollten uns aufjedenfall wegen der Abzüge melden. :)
In einer späteren E-Mail bedankten wir uns bei Heikki und seiner Familie für die tollen Fotos. Unser zusammentreffen hatte Heikki inspiriert - wer weiß vielleicht ist er auch demnächst unterwegs. :)

Wir stiegen aufs Boot und setzten nach Kilpisjärvi rüber. Natürlich blieben wir mit unseren riesen Rucksäcken auf dem kleinen Boot nicht unbemerkt und wir kamen mit der Bootschefin ins Gespräch. Sie notierte sich unseren Blog und war gespannt auf die Berichte. Natürlich dürfen wir sie mit ihrem Boot auf unsere Blog gerne erwähnen und Werbung machen.

M/S Malla - Kilpisjärvi Cruise

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